„Gab es eine Zeit, in der der Senegal ganz von Wald bedeckt war?“
Also: Nach ihrer Rückkehr nach Dakar in den 50er Jahren machten sich meine Eltern auf den Weg nach Louga, eine Stadt 200 Kilometer nördlich von Dakar. Sie fuhren auf einem schmalen Weg, umgeben von dichtem Wald, als plötzlich direkt vor ihnen ein Panther auftauchte. Da es im Wald selbst bei Tag schummrig düster ist, trauten sie sich nicht, einfach so an ihm vorbeizufahren.
In Europa entstand das Bewusstsein für die Notwendigkeit des Waldschutzes ungefähr zur selben Zeit wie die Technologie, die zu seiner Zerstörung beitragen hat und immer noch beiträgt. Bei uns gab es nur die Kettensäge, nicht aber das Bewusstsein. Die Kettensäge hat sich also mit atemberaubender Geschwindigkeit der Wälder bemächtigt, ohne politische Führung, ohne jegliches Gefühl für Nachhaltigkeit. Plötzlich war es unglaublich leicht an den Rohstoff Holz heranzukommen, was dazu geführt hat, dass die Leute in großen Mengen Holzkohle, Feuerholz, Bauholz oder hölzerne Musikinstrumente wie die Djembé-Trommeln herstellten.
„Gab es vor den 70er Jahren viele Wälder hier?“
Nicht sehr viele, aber das Land war zumindest stellenweise bewaldet und es gab selbst inmitten der Savanne noch Bäume und große Trockenwälder. In der Tat waren sowohl der Norden als auch der mittlere Teil des Landes – also die Region deren Bioklima dem der Sahelzone entspricht - zu großen Teilen von Buschsavannen und Bäumen bedeckt.
Heute findet man nur noch im Süden des Landes – in der Casamance und im östlichen Teil- ausgedünnte Wälder und die Überbleibsel ehemals dichter Wälder. In diesen beiden Regionen konzentrieren sich 90% des forstwirtschaftlichen Potenzials.
Seitdem der Preis für das Barrel Öl unaufhörlich steigt, kommt es im Senegal, mehr noch als in anderen Ländern der Region (der Senegal hat die höchste Urbanisierungsrate innerhalb der Sahelzone), zu einer deutlichen Abnahme des Waldbestandes, da dieser für Großteile der Bevölkerung die einzige noch zugängliche Energiequelle ist.
Der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zufolge, verliert der Senegal jedes Jahr ca. 45 000 Hektar Wald. Der Klimawandel, Buschfeuer und der Wettbewerb um landwirtschaftliche Nutzflächen, deren Bewirtschaftung in den vergangenen 50 Jahren vom Erdnussanbau dominiert war, sind die Hauptgründe für den Rückgang der Waldgebiete, die mittlerweile nur noch 25% des Senegals bedecken.
Um die wachsenden städtischen Ballungsräume mit hölzernem Brennmaterial versorgen zu können werden die Wälder zunehmend ausgebeutet. Diese Entwicklung wird immer mehr als der Hauptgrund für den Rückgang der senegalesischen Wälder anerkannt. Fast 90% der privaten Energie und mehr als 48% des nationalen Energiebedarfs werden aus Holzkohle gewonnen.Trotz ihres rechtlichen Status, der die Beschränkung ihrer Nutzung vorsieht, sind auch die unter Naturschutz stehenden Wälder von Raub und Abbau der Bestände betroffen.
Von der Bevölkerung, die oft dem substantiellen Problem der eigenen Existenzsicherung gegenübersteht, werden diese Beschränkungen ständig verletzt.
Die „grüne Bank“, die der senegalesische Wald einmal war, ist im Begriff, ihre wichtigsten Rücklagen zu verlieren.