Reinhard Osteroth © .de - Magazin Deutschland
Die Vereinten Nationen haben 2011 zum Internationalen Jahr der Wälder ausgerufen. Damit soll weltweit Aufmerksamkeit geschaffen werden für die immense Bedeutung, die diese Lebensräume für unseren Planeten und für die Menschen haben. Wälder spielen im Klima- und Wettersystem der Erde eine wesentliche Rolle. Sie regulieren den Wasser- und Lufthaushalt, sie sind enorme Kohlenstoffspeicher und Orte einer unersetzlichen Artenvielfalt bei Tieren und Pflanzen. Von den Wäldern sind mehr Menschen wirtschaftlich abhängig, als man gemeinhin denkt. Das Wissen um all diese Funktionen der Wälder zu verbreiten, vor allem dazu soll das Internationale Jahr beitragen.
Das Interesse der Menschen an den Wäldern in Deutschland ist ohnehin groß. So zählt beispielsweise der Müritz-Nationalpark jährlich über eine halbe Million Besucher. Im Internationalen Jahr der Wälder findet diese Neugier ein zusätzliches reiches Angebot an Walderlebnissen. Unter der Ägide des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz finden überall in Deutschland 5000 Veranstaltungen statt – Wanderungen, Waldführungen, Konzerte, Baumpflanzungen. Zum Ausklang des Jahres eröffnet das Deutsche Historische Museum in Berlin am 2. Dezember 2011 eine Ausstellung: „Der deutsche Wald. Eine Kulturgeschichte.“ Hier werden Waldwelten aus Literatur und Malerei gezeigt, ein inszeniertes und zuweilen überfrachtetes „Idealbild der Natur“.
Das Waldbewusstsein der Deutschen ist wohl auch darum so hoch, weil sie die „grüne Lunge“ für Erholung und Sport ausgiebig nutzen. 50 Prozent der Menschen in Deutschland, so hat eine Befragung ergeben, sind alle zwei Wochen im Wald – oder noch öfter. Waldlauf, Wanderung oder Spaziergang, im Grünen suchen sie Entspannung vom hektischen Alltag. Frische Luft schnappen, nennen die Menschen, was die Wissenschaftler detailliert als eigentümliches Waldklima erfassen: Sonnenschutz, Lärmschutz, angenehme Luftfeuchtigkeit und vieles mehr.
Rund 15 Prozent der Waldflächen in Deutschland bedeckt die Buche, knapp zehn Prozent die Eiche. Ohne den Eingriff des Menschen, da sind die Botaniker recht sicher, wäre die Buche in Deutschland (außer in den bergigen Regionen) nahezu flächendeckend verbreitet. Die Dominanz der Nadelbäume Fichte (28 Prozent) und Kiefer (23 Prozent) ist menschengemacht. Der hohe jährliche Zuwachs der Fichte und ihre Eignung für viele Verwendungen versprach reiche Holzernte und schnelle Gewinne. Es entstanden die berüchtigten Monokulturen, die aber auch besonders anfällig waren für Sturmschäden, Krankheiten und Schädlinge. Doch hat der Umbau im Zeichen der Risikominimierung in deutschen Wäldern bereits begonnen. Vermehrt setzt man bei Aufforstungen auf Laubhölzer und will den Anteil der Mischwälder erhöhen. Für die Forstwirtschaft ist das eine anspruchsvolle Aufgabe, gilt es doch die bereits erkennbaren und künftigen Folgen des allgemeinen Klimawandels bei der Wahl der Baumarten zu berücksichtigen. So viel scheint heute sicher, die Fichte wird an Terrain verlieren, bei langen Trockenperioden und Hitze gerät sie zu sehr unter Stress. Buche, Kiefer und Eiche sind unter derartigen Bedingungen viel widerstandsfähiger.