Die Verbreitung der Äthiopischen Palmyrapalme (Borassus aethiopum) innerhalb Afrikas – ein Baum der ursprünglich aus der äthiopischen Hochebene stammt – hat ihren Ursprung vor allem in der Wanderung der Elephanten. Eine Legende erzählt von einem Stammvater, der nach einer langen Reise wieder nach Afrika zurückgekehrt ist – im Besitz vieler Reichtümer und Geheimnisse.
Im Senegal nennt man ihn den Wächter der Savanne. Die Palmyrapalme dient auch als Ort zum Nestbau für Vögel und als Unterschlupf für Insekten und Nagetiere. Dank ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber Buschfeuern ist sie auch ein Schutzraum für allerlei Tiere im Falle großer Brände. An der Palmyrapalme ist alles wertvoll: sie ist ein Baum, der zu 100% verwertbar ist. Aus ihren Palmwedeln fertigt man Betten, Stühle, Bücherregale, Körbe und Besen. Aus ihrem Kernholz werden aufgrund seiner harten und widerstandsfähigen Struktur meist Möbel gefertigt. Richtig eingesetzt dient die Palmyrapalme auch zur Linderung von Bauchschmerzen und zur Behandlung von Parasitären Krankheiten. Bei einer effizienten Nutzung der Palme entstehen weder Abfallprodukten noch werden wertvolle Bestandteile verschwendet. Für die Bauern der Sahelzone ist sie daher ein wahres Vermögen, und ein Gut, dessen Bestand bei richtiger Behandlung zudem dauerhaft ist.
In der Region Kédougou, deren Waldreichtum durch Entwaldung bedroht ist, gibt es innerhalb des Stammes der Bassari die Tradition der Gewinnung von Palmwein, dem bounouk. Die Bassari, die damit die Tradition ihrer Vorfahren fortsetzen, sind sich jedoch nicht bewusst, dass sich diese Ressource zunehmend erschöpft. Die Begeisterung für den Palmwein hat ernsthafte ökologische Folgen. Ein Palmbaum produziert pro Tag im Durchschnitt sieben Liter Saft. Nachdem er 30 bis 40 Tage lang intensiv „gemolken“ wird und dabei 200 bis 300 Liter Saft verliert, stirbt der Baum.
Die Zahl der Palmyrapalmen nimmt stark ab. „Was bleibt für zukünftige Generationen, wenn den Bäumen schon heute der letzte Tropfen Wein ausgesaugt wird?“ - warnt Haidar in seinem Film.
Sobald der Baum keinen Saft mehr liefert und das Holz des Stammes abgestorben ist, wird der tote Baumstamm weiter genutzt. Für diese Arbeit sind die Holzfäller zuständig: Zunächst einmal wird die abgestorbene Palmyrapalme gefällt. Anschließend wird ihr Stamm der Länge nach zerteilt. Nachdem sich die Männer an beiden Enden des Stammes positioniert haben, verwenden sie nicht viel Zeit darauf den Stamm zu zerkleinern, denn er zersplittert von selbst entlang der Fasern seines weißen Holzes. Seine unverrottbare Rinde wird in Werften und zum Bau von Brücken, Schiffsdecks, Dachstühlen oder Balkenwerk sehr geschätzt. Aus einem der größeren Bäume lassen sich bis zu 20 Holzlatten gewinnen. Zum Bau eines einzelnen Hauses benötigt man also das Holz mehrerer Bäume. Da die Palmyrapalme pro Jahr nur ca. 30 Zentimeter wächst, benötigt sie mehr als 30 Jahre, um ihre endgültige Größe zu erreichen. Zu Fall gebracht ist sie in weniger als 30 Minuten.
Nachdem er den Bassari bei der Gewinnung des Safts gefolgt war, ist Haidar nach Fandène, sieben Kilometer nahe Thiès, aufgebrochen. Die Eindrücke seiner Fahrt hat er dabei mit der Kamera dokumentiert: Von Eseln gezogenen Karren, beladen mit Bergen von grünen Palmwedeln und fein geflochtene Körbe, die in den Straßen seitlich aufgetürmt sind.
Etwas weiter entfernt sieht man nachwachsende junge Palmyrapalmen verschiedener Größen, die von der erfolgreichen Umgang mit den Waldressourcen zeugen. Die Dorfbewohner von Fandène denken nicht nur ans Fällen; Sie pflanzen seit langem regelmäßig nach, um die Zukunft ihrer Kinder nicht zu gewährleisten. So ist in Fandène der größte Wald von Palmyrapalmen im Senegal entstanden.
In Westafrika ist die Palmyrapalme eine mythische Ressource – zu Unrecht verspottet von Menschen und Gesetzen.