Das Unbekannte zu entdecken ist immer ein spannender Teil der Wildbiologie, auch dann, wenn es sich bei dem unbekannten Terrain um einen Wald handelt, der nur zehn km von einem der wichtigsten Touristenzentren des Landes entfernt ist! Die Wälder der Casamance, die westlich der regionalen Hauptstadt Ziguinchor liegen, sind außergewöhnlich. Mit Ausnahme von einigen Teilen an der Küste Gambias bilden sie den nördlichen Rand des großen Biom des Guinea-Kongo Waldgürtels. Als immergrüne sind sie abhängig von starkem Niederschlag und einem feuchten Klima. Es sind dichte Wälder mit Ölpalmen und vereinzelten, hoch aufragenden Baumwollbäumen.
In dieser Waldregion gibt es 278 Vogelarten, ganze 37 davon in der Casamance. Aufgrund ihrer sehr speziellen Bedürfnisse hinsichtlich ihres Lebensraums finden sich darunter auch einige der seltensten Vogelarten des Senegal. Auch einige nur sehr wenig bekannte Arten findet man hier. Der Basse-Casamance-Nationalpark, in dem die meisten dieser Arten heimisch sind, wurde Anfang der 80er Jahre geschlossen; und auch keiner der anderen Wälder scheint seither von Ornithologen besucht worden zu sein. Unser Ausflug ist wohl die erste ornithologische Erkundungstour durch den Djembering-Wald.
Die in tropischen Wäldern viel beobachtete Scheu der Vögel fällt einem sofort auf. Der häufigste Anblick sind kurze Flüge durch die Baumkronen und die fremdartigen Schreie, die mit dem Fortschreiten des Morgens immer leiser werden, sind nur für geübte Ohren erkennbar. Trotzdem wurden wir auch von dem vertrauten Gesang einer Nachtigall überrascht, die hier vor dem kalten europäischen Winter Schutz sucht. Glücklicherweise hatten wir entlang der Waldwege Netze angebracht und konnten auf diese Weise einige Vogelarten kennenlernen, deren Identifizierung uns sonst nicht möglich gewesen wäre. Die zwei Vormittage, an denen wir Vögel beobachtet und identifiziert haben, brachten als Ergebnis sechs spezifische Waldvogelarten – für den ersten Besuch ein guter Anfang!
Sehr bereichernd war auch das Zusammentreffen mit zwei einheimischen Frauen. Sie kannten viele der Arten, die wir gefangen hatten, und als wir ihnen unser Vogelatlas zeigten, machten sie uns auc auf die Vögel aufmerksam, die wir bisher nicht erkannt hatten und nannten uns ihre einheimischen Namen. In Diola, genauso wie in den meisten anderen Sprachen, die im Senegal gesprochen werden, haben alle Vogelarten, die für die Bevölkerung von größerem Interesse sind (z.B. die Wetterumschwünge ankündigen, die bei der Jagd eine Rolle spielen oder solche, die die Ernte vernichten) einen einheimischen Namen. Ähnliche Arten, deren Bedeutung für die Bevölkerung geringer ist, werden hingegen oft unter einem Sammelbegriff zusammengefasst.
Lest unseren Ecoblog, um mehr über die identifizierten Vogelarten des Casamance Ecoparc zu erfahren!